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2012 - Quer durch Australien
Mit einer totalen Sonnenfinsternis als Sahnehäubchen

 

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Robert & Susanne Nufer
Patrick Gfeller

 

 

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Oktober 2012 - Dies ist das Reisetagebuch von Patrick, Susi und Röbi, die von Perth in Westaustralien quer durch Australien fuhren, um am anderen Ende des Kontinents - bei Cairns in Queensland - eine totale Sonnenfinsternis bestaunen zu können.

Mit Bodenzelt und Vierrad-Fahrzeug ging die Fahrt über 6400 km - möglichst auf Pisten - ohne Pannen und Probleme.

 

 

 

 

 

Reiseroute

 

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Die Landkarte zeigt in roter Farbe die im 4WD zurückgelegten Etappen mit den Orten, an denen wir übernachtet haben. Start war in Perth, und Autoabgabe war in Cairns (nahe Ellis Beach). Vor dem Rückflug haben wir noch zwei Tage in Sydney verbracht.

 

 

 

 

 

Samstag, 20. Oktober 2012

Basel – Dubai

 

Für Susi ist es die erste Reise nach Australien. Patrick und Röbi waren schon 2009 zusammen im australischen Outback, und für Röbi ist es bereits die fünfte Reise nach Down Under.

Es ist schon fast Tradition, dass uns Jörg nach Zürich fährt, der einstündigen Autofahrt, welche im Fressbalken für Kaffee und Gipfeli unterbrochen wird.

"Tschüss Jörg, vielen Dank und bis in einem Monat..." und wir checken unser Gepäck bis Perth durch. Im Flughafenrestaurant "üben" wir schon mal asiatisches Essen - Nudelsuppe mit irgendetwas fleischigem drin.

15:35 ist Abflug mit Emirates Richtung Dubai. Mit einer Zeitverschiebung von vier Stunden ist es kurz vor Mitternacht, als wir in Dubai landen. Per Bus werden wir zum Terminal gefahren - eine ziemlich lange "Stadtrundfahrt". Warten auf den Weiterflug - Wir genehmigen uns ein Bier in der Sushibar des Flughafenterminals, einem der wenigen Orte hier, wo es so was zu geniessen gibt.

 

 

 

Sonntag, 21. Oktober 2012

Dubai - Perth

 

Nachdem wir in irgendeinem Gate freie Plätze zum Ausruhen gefunden haben, gehen wir zu "unserem" Gate, bei dem merkwürdig wenige Leute warten. Da taucht ein VIP-Gefährt auf, dessen Fahrer "Anybody to Perth?" ruft und uns gleich durch all die Menschen an ein anderes Gate chauffiert - "They changed the gate". Uns ist's recht, dass wir so komfortabel und VIP-mässig zum Flugzeug gelangen.

Essen - dösen - Filme schauen - wieder dösen und essen - und schon ist der Sonntag gelaufen - nochmals vier Stunden Zeitverschiebung. Wir sehen unter uns die australische Westküste und überfliegen Perth, an dessen östlichem Ende der Flughafen auftaucht.

Die Einreise dauert etwa eine Stunde - inklusive der Kontrolle durch den Drogenspürhund. Dann sind wir endlich in Australien.

Per Taxi fahren wir ins Best Western on Ascot, wo wir für zwei Nächte gebucht sind. Und dann ist es auch schon Nacht. Im McDonalds nebenan futtern wir einen Ceasar's Wrap und gehen dann schnell zu Bett.

 

 

 

Montag, 22. Oktober 2012

Perth

 

Wir schlafen unerwartet gut und stehen um neun Uhr auf, machen uns einen Kaffee im Zimmer, und fahren dann für ein richtiges gemütliches Frühstück in die City Perths. Es regnet, als wir auf der anderen Strassenseite auf einen der Busse zur Innenstadt warten. Da die Strasse eine einzige Baustelle ist, warten wir in einer der vermuteten provisorischen Halte-Nischen - und werden von einem schottischen Regen geduscht. Und als in der Gischt "unser" 299er einfach vorbeifährt, werden wir unsicher, ob es sich wirklich um eine Haltestelle handelt. Röbi fragt im Hotel nach. Wir stehen tatsächlich richtig, aber vielleicht haben wir uns nicht deutlich genug bemerkbar gemacht. Beim nächsten Bus klappt es dann und die Fahrerin meint, sie fahre schon zur Innenstadt, nur ihr Bus sei falsch angeschrieben. In Perth ist es - für uns fast schon üblich - wolkenverhangen, aber die Sonne drückt nach und nach durch, und bald ist es ziemlich warm. Wir schlendern zu den bronzenen Kängurus bei der St. Georges Terrace und machen die ersten Fotos, um dann in einem schönen Coffee Shop zu frühstücken. Prompt treffen wir auf die Schweizer Familie mit Rahel, die im gleichen Flugzeug sassen. Im Park ertönt das Glockengebimmel des Carillon Clock Towers. In der City Mall spazieren wir durch den Hay Market, rauf und runter, essen die obligate Noodle Soup - natürlich im selben Food Court wie vor drei Jahren. Fast nichts hat sich seither verändert, auch nicht die Orientierungslosigkeit von Röbi. Wir kaufen etwas fürs Nachtessen bei uns im Hotel draussen, wo wir dann den morgigen Tag - den eigentlichen Start ins Abenteuer - besprechen, wenn es mit dem Geländefahrzeug losgehen wird.

 

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Die St. George's Cathedral in Perth versinkt langsam inmitten moderner Glaskästen.

 

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Eine der von Joan Walsh-Smith und Charles Smith 1997 geschaffenen lebensgrossen Känguru-Skulpturen and der St. George's Terrace in Perth.

 

 

 

Dienstag, 23. Oktober 2012

Perth - Moora (219 km)

 

Die Sheila (in Australien umgangssprachlicher Ausdruck für Frau) am Office des Best Western Hotels bestellt uns ein Taxi, das uns zum Autovermieter Britz - der Name ist eine Verballhornung des Wortes "British" - führt (etwa 1 km Fahrt), wo wir eigentlich bald losfahren wollen. aber die Dame am Schalter besteht darauf, dass Röbi eine englische Übersetzung seines Fahrausweises anfertigen lässt; nachdem er seit zehn Jahren bereits zum fünften Mal mit dem Ausweis im Kreditkartenformat bei Britz einen Wagen gemietet und die Schweiz den Ausweis der europäischen Norm angepasst hat! Es nützt nichts, denn “... it’s a new law...“, und wir beissen in den sauren Apfel. Die Dame, welche solche Übersetzungen - zum Preis von AUD 40 notabene - ausstellt, wohnt zwanzig Kilometer südlich von Perth, natürlich genau unserer geplanten Fahrtroute entgegen. Trotzdem fahren wir guten Mutes nach Gosnell, jenem Vorort von Perth mit schmucken kleinen Einfamilienhäusern, um dort Frau Sörensen - aufzusuchen. Fast feierlich übergibt sie uns dieses wichtige Dokument und wir fahren - endlich - Richtung Norden, wo wir in Midland anhalten, um in „unserem“ eisig klimatisierten Woolworth einzukaufen. Ein letzter Check auf die Karten (iPad, HEMA-App, offline-Navi) und los geht’s auf dem Great Northern Highway Richtung Moora. Linkerhand ist ein kleiner See mit Mangroven - von der Strasse durch die Gleise der Eisenbahn getrennt, welche ein paarmal die Woche von Perth nach Geraldton fährt. Wir fahren durch das pittoreske, gut bewirtschaftete Gebiet der Darling Range und machen einige Foto-, Trink- und Ess-Stopps. Wir entscheiden uns, heute nicht bis Cervantes zu fahren, da wir noch etwas müde sind und auch das ganz neue und uns noch unbekannte Bodenzelt nicht bei Dunkelheit aufstellen wollen. Für Susi ist es Neuland, ob es ihr wohl gefällt? In Moora fahren wir in den zu dieser Jahreszeit nur spärlich besuchten Caravan Park und üben uns im Zeltaufbau, essen etwas bei einbrechender Dunkelheit und gehen in eine unruhige, windige Nacht. Röbi schläft wie ein Toter.

 

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Nach dem Einkaufen in Midland: Es kann losgehen... "Also, wo genau ist dieses Australien?"

 

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Naturschutzgebiet am Lake Wannamal südlich von Moora.

 

 

 

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Moora - Cervantes (181 km)

 

Nach Abbau des Zeltes und einem windigen Morgenessen bezahlen wir die fälligen AUD 26, welche wir in ein Tütchen stecken und durch einen Schlitz im Verwaltungsbüro werfen. Dann brechen wir auf Richtung Westküste. Die Strasse ist angenehm zu befahren und hier noch asphaltiert. Den ersten obligaten White Flat Kaffe trinken wir an der Tankstelle in Badgingarra am Brand Highway. Es hält uns nicht lange, da sitzen wir schon wieder im Fahrzeug und suchen Emu Downs auf, den Windpark mit seinen etwa fünfzig Windrädern. Auf Anhieb stossen wir auf die Informationstafeln, welche wir letztes Mal nicht fanden und machen etliche Fotos. Nach Cervantes führt eine Piste dem Badgingarra National Park entlang, auf der wir das erste Mal den 4WD (Vierradantrieb) einschalten. Röbi meint, das Fahrzeug so besser zu beherrschen. Cervantes finden wir so vor wie vor drei Jahren, und wir beziehen im Caravan Park fast den gleichen Platz wie damals. Der Wind hat hier an der Küste stark zugenommen und wir sind gezwungen, das Zelt sehr sicher zu vertäuen. Nach einem kurzen Mittagessen in der Camp-Küche fahren wir zum nahen Lake Tethys, einem der ganz wenigen Orte auf der Erde mit Stromatolithen. Um den See herum, der bereits im Nambung Nationalpark liegt, ist in der Zwischenzeit ein Spazierweg errichtet worden, ein Stück weit sogar rollstuhlgängig. Wir umrunden gemütlich den See, eine Wohltat nach den etlichen Fahrstunden.

Es ist späterer Nachmittag, als wir kurz auf den Zeltplatz zurückfahren, um zu sehen, ob unser Zelt dem starken Wind standgehalten hat und noch immer hält. Bei dem tiefen Sonnenstand ist es von den Lichtverhältnissen her optimal, die Pinnacle Desert zu besuchen. Eine Horde von angeheiterten jungen Touristen halten sich nicht an die Regeln und klettern auf die uralten versteinerten Natur-Kunstwerke. Idioten gibt's halt überall. Wir fahren den Park ab und versuchen die Formation zu finden, von der Patricks Nachbar vor drei Jahren ab einer Fotografie ein wunderschönes Bild gemalt hat. Auf der ersten Rundfahrt durch den Park finden wir es nicht, also drehen wir nochmals eine Runde. Und tatsächlich, kurz vor dem Verlassen des Parks finden wir die Stelle! Das Wetter erscheint nicht so dramatisch wie damals, dennoch gelingen uns einige gute Bilder. Wir fahren zurück zum CP und schlendern dann zum Restaurant, wo wir uns wieder einmal herrlich verköstigen. Auf diesen guten Tag folgt eine zwar windige, aber dennoch gute Nacht.

 

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Stromatolithen im Lake Tethys im Nambung National Reserve.

 

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Märchenhafte Welt in der Pinnacle Desert im Nambung National Reserve.

 

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Die Pinnacles sind versteinerte Baumwurzeln.

 

 

 

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Cervantes - Yalgoo (356 km)

 

Die Nacht war windig und kühl, aber jetzt ist strahlend schönes Wetter. Vor der Abfahrt gehen Susi und Röbi kurz an den Strand, damit Susi zum ersten Mal in ihrem Leben die Finger in Wasser des indischen Ozeans tauchen kann. Wie vielerorts in Australien ist der Strand weiss, kilometerlang und - menschenleer.

Vor der Abfahrt kaufen wir ein Multipack Bier für das allabendliche Ritual nach dem Zeltaufbau. Was wir noch brauchen, sind grosse, robuste Plastiktaschen, aber hier werden wir nicht fündig. Unterwegs nach Jurien Bay stoppen wir kurz beim View Hill Rotary Lookout im Southern Bee Keepers National Reserve. Von hier oben geniesst man eine ungemein weite Rundsicht über den indischen Ozean mit seinen küstennahen Riffen, die Sanddünen entlang der Küste und bis weit hinein ins Land zu entfernten Ranges. Minuten später finden wir in Jurien Bay endlich ideale und günstige Plastiksäcke - und auch Fleisch zum Grillen.

In Coolimba verlassen wir die Westküste endgültig und fahren über Enneabba Richtung Morava. Die nächste Rast machen wir am Lake Logue im gleichnamigen Nationalpark. Die Strasse "durchquert" den See, von dem ein grosser Teil entlang des Ufers versalzt und weiss verkrustet ist. Ein sehr schöner Anblick.

Wir passieren Morava, wo die nächste 4WD Strecke nach Yalgoo auf dem Richtungsschild eingeklammert ist. Wir schlagen trotzdem diesen Weg ein und wundern uns, was die Klammer bedeuten soll, denn die Piste ist teil bereits asphaltiert und völlig problemlos zu befahren. Auf dieser lockeren Tour haben wir einen Umweg von hundert Kilometern gespart.

Yalgoo mit seinen knapp zweihundert Einwohnern ist ein verschlafenes Nest - nicht einmal die Tankstelle ist bedient. Wir steuern den kleinen Campingplatz an, der natürlich über sanitäre Einrichtungen, aber auch einen Grill verfügt. Und ein Hubschrauber parkt auch hier drinnen. Als wir unser Zelt aufbauen, hebt dieser ab und verschwindet. Die Grillsaison ist eröffnet: Patrick ist Grillmeister und Susi bereitet die Beilagen.

 

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Cervantes: Wir sind abfahrbereit.

 

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Susi taucht zum ersten Mal ihre Hände ins Wasser des indischen Ozeans.

 

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Unterwegs nach Jurien Bay: Rast auf dem Hill View Rotary Lookout.

 

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An der Leeman Lagune.

 

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Auf dem Campground in Yalgoo: Grillmeister Patrick.

 

 

 

Freitag, 26. Oktober 2012

Yalgoo - Sandstone (273 km)

 

Wir sind nun drei Tage unterwegs und wissen, welche Gepäckstücke und Küchenutensilien wir nicht im, sondern auf dem Auto verstauen wollen, damit wir es beim Fahren in den kommenden Wochen so gemütlich wie möglich haben werden. Wir machen Nägel mit Köpfen und verfrachten Patricks lange Reisetasche aufs Dach. (Führt zu Patricks späterem Beweis, dass man Australien mit nur einer! Unterhose und einem! Ersatz-T-Shirt problemlos durchqueren kann). Auch Röbis Foto-Stative für die Sonnenfinsternis in drei Wochen sind jetzt "oben".

Wir befahren die Mount Magnet Road Richtung Osten, nachdem wir aus einer Mischung von Vernunft, Weitsicht oder Intuition beschliessen, den Gunbarrel Highway nicht zu befahren und stattdessen die Great Central Road zu nehmen. Ein weiser Entschluss, wie sich später herausstellen soll. Was wir noch dringend brauchen sind Seile oder Gurte, um das Dachgepäck optimal zu sichern. Wir finden in Mount Magnet alles Nötige und behalten die freundlichen Verkäufer gerne in guter Erinnerung.

Charakteristisch auf der jetzt folgenden Strecke sind die vielen sehr langen Geraden. Manchmal sehen wir zehn Kilometer weit die schnurgerade Strasse in der nur leicht welligen Landschaft. Es sind jetzt nur noch hundertsechzig Kilometer auf der Agnew Sandstone Road, um in Sandstone anzukommen, einem kleinen und typisches Dorf, welches sich vermutlich seit den sechziger Jahren kaum verändert hat. Auf dem schönen Caravan Park verpacken (mumifizieren) wir auch "unbrauchbares" Küchenmaterial in Badetücher in zwei Lagen Taschen und verstauen es auf dem Autodach. Beide Pakete haben wir so gut verschnürt, dass sie sich bis zum Ende unserer Reise trotz Fahrtwind, Erschütterungen und - zwei Wochen später - etwas Regen ohne Nachziehen der Schnüre und Gurte nicht bewegen werden!

Im Dorf finden wir ein kleines Hotel, stechen in die Hotelbar und trinken ein Bier. Die Wirtin lädt uns für ein kleines BBQ ein, was wir natürlich nicht abschlagen. Im Hintergarten grillt ein bärtiger Aussie Würste und Zwiebeln, die wir in eine Toastbrotscheibe packen und herzhaft vertilgen. Die anwesenden Leute sind speziell, aber nett. Trotzdem verzichten wir darauf, an der Pool-Party - womöglich mit Karaoke - teilzunehmen. Wir sind in Australien angekommen.

 

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Trinkpause unterwegs nach Mount Magnet.

 

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Auf dem Campground in Sandstone: Auch das zweite Paket mit Küchenplunder wird auf dem Dach fixiert.

 

 

 

Samstag, 27. Oktober 2012

Sandstone - Laverton (425 km)

 

Die Nacht war warm und windstill. Bereits kurz nach halb Sieben stehen wir auf, verstauen pflichtbewusst wie immer das Zelt vor dem Frühstück, und dann bezahlt Röbi bei Sandy noch die Miete für diesen hübschen Zeltplatz. Um acht Uhr sind wir unterwegs und machen einen Halt beim Peter Denny Lookout (President of the Sandstone Shire Council 1995-1997). Wiederum ist die Landschaft extrem flach, so dass wir ringsum kilometerweit sehen können, besonders wenn die Strasse über eine etwas härtere Deckschicht (wir nennen sie "Kimberly-Kragen") führt und man sich wenige Meter über der umliegenden Gegend befindet.

Wir erreichen Leinster gegen Mittag. Hier sind wir jetzt am Goldfields Highway - etwa in der Mitte zwischen Wiluna und Leonora. Noch könnten wir Richtung Norden nach Wiluna fahren und von dort den Gunbarrel nehmen, aber wir bleiben bei unserer gestern gefällten Entscheidung, dies nicht zu tun. Wir kaufen im Supermarkt ein - d. h. wir wollen eigentlich - und werden Zeuge, wie eine Frau von ihren zwei Huskys umgerannt und unter ihren Transport-Karren eingeklemmt wird, als die Huskys beim Eingang des Einkaufszentrums auf zwei Kampfhunde treffen und sich loszureissen versuchen. Da halten wir uns lieber fern und warten, bis sich die Lage beruhigt hat. Zu Mittag halten wir auf einem Rastplatz, auf dem sich schon zwei Fernfahrer mit ihren Road Trains befinden, suchen Holz für den Grillrost mit Betonumrandung und grillen Würste. Unvergesslich ist hier eher der Fäkalgeschmack, der ab und zu vorbei weht. Immerhin ist es unsere erste "Grillete" ausserhalb einer Ortschaft.

Kurz vor Leonora macht sich die Industrialisierung bemerkbar und wir passieren einige für Australien sehr typische farbige Abraumhalden. Wir sind um fünfzehn Uhr in Leonora, an der Abzweigung zur Great Central Road. Wir tanken, trinken einen Kaffee und fragen nach einer mechanischen Werkstätte, denn jetzt ist es Zeit, die Vorderräder mit dem besseren Profil mit den Hinterrädern zu tauschen. Der Tankwart bestellt seinen Bruder Godfrey vor Ort und dann fahren wir zur Werkstatt, wo der Vier-Radwechsel in wenigen Minuten mit AUD 30 erledigt ist. Damit sollten wir jetzt bis zum Ende der Reise keine Reifenprobleme bekommen.

Es ist noch zu früh, um hier zu übernachten, und so entschliessen wir uns, nach Laverton am Westende der Great Central Road zu fahren.

In diesem Dreihundert-Seelendorf gibt es zwar auch keine - samstagnachmittags - bediente Tankstelle, aber eine freundliche Frau erklärt uns, wie das Tanken mit Kreditkarte hier funktioniert. Der Caravan Park gleich hinter dem Roundabout ist mit einer zwei Meter hohen Wellblechmauer eingezäunt. Warum das so ist merken wir bald, als eine Gruppe Aboriginies einen Weissen belästigt und eine der Aboriginie-Frauen "Marry me, marry me!" schreit. Offenbar hat der weisse Idiot über die Mauer solche Versprechungen gerufen. Die Polizei schlichtet die Situation, aber wohl nicht endgültig, und so entfernt sie auch den Idioten im Laufe der Nacht aus dem Caravan Park. Beim Abendessen wechseln wir ein paar Worte mit einem Mann, der mit seinem Motorrad unterwegs ist. Er scheint es sehr zu lieben, denn er hat auch ein Auto mit Anhänger dabei, so dass sein Motorrad auch mal mitreiten darf.

 

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105 Grad Panorama des Peter Denny Lookouts.

 

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Nicht die Painted Desert, sondern industrielle Abraumhalden nördlich von Leonora.

 

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Eine gut investierte Stunde in Leonora: Godfrey "The Mechanic" tauscht Die Vorder- und Hinterräder, damit die besser profilierten Reifen hinten sind.

 

 

 

Sonntag, 28. Oktober 2012

Laverton - Warburton (546 km)

 

Heute beginnt das Pistenabenteuer auf der Great Central Road. Da wir jetzt etwa zwei Tage der Routenplanung hinterher hinken, stehen wir bei Sonnenaufgang auf. Es riecht nach Buschfeuer und der Himmel ist bis auf einige Zirren wolkenlos. Kurz nach halb acht fahren wir los und schalten dann am Beginn der Piste den 4WD zu. Vor uns liegt heute eine lange Strecke, denn unser Ziel ist Warburton, etwa 550 km weiter östlich. Die rote Great Central Road verschluckt uns rasch und wir ergeben uns dieser einsamen Landschaft. Ab und zu kreuzen Kamele oder wilde Pferde unsere Strasse, was für uns, und vor allem für Röbi als Fahrer bedeutet, stets auf der Hut vor diesen Gefahren zu sein. Ein Zusammenstoss mit einem Kamel wäre fatal für alle Beteiligten. Leider sehen wir tatsächlich auch zwei tote Kamele am Pistenrand liegen. Wir erreichen die Tankstelle bei der Tjukayirla Community gegen Mittag und füllen den Tank mit dem teuersten Diesel unserer Reise. Beim Bezahlen im Roadhouse meldet sich unser Hunger - angeregt durch den würzigen Duft des Essens, das hier zubereitet und verkauft wird. Einige Aboriginies und ihre Kinder tummeln sich am Eingang und im Roadhouse. Eigentlich ein trauriges Bild, und es ist kein Wunder, dass die Behörden nicht wollen, dass hier (und an vielen weiteren Roadhouses bei Communities) fotografiert wird.

Wir bestellen Potato Wedges, gegrillte Kartoffelkeile. Ein älteres Paar aus Perth sitzt an einem Tisch nebenan und wir wechseln ein paar Worte. Nicht ganz einfach, da der sympathische Australier über eine gehörige Portion Zynismus verfügt und es für uns schwierig ist herauszuhören, was ernst gemeint ist und was nicht. Noch so ein typischer Aussie.

Wir nehmen die Fahrt wieder auf und tauchen wieder ein in die unendlich lange rote Piste. Erstaunlich viele Willie Willies (Windhosen) tauchen auf, aber keiner kreuzt unseren Weg wie damals 2009 in der Gegend des Mereenie-Loops.

Etwa um vier Uhr erreichen wir die Abzweigung zum Heather Highway. An dieser Stelle wären wir also vorbei gekommen, wenn wir den Gunbarrel Highway befahren hätten. Spasseshalber fahren wir wenige Kilometer in diese Piste hinein. Noch wissen wir nicht, dass der Gunbarrel Highway wegen Buschfeuern sowieso gesperrt gewesen wäre. Es ist kurz nach fünf Uhr als wir am Roadhouse von Warburton ankommen, aber niemand scheint da zu sein, auch die Tankstelle ist nicht bedient. Wir halten nach einem guten Platz Ausschau und versuchen, den Manager zu finden, aber vorerst noch vergebens.

Schliesslich erscheint er und heisst uns willkommen. Er führt penibel Buch über alle ankommenden Gäste, und so werden auch wir eingetragen; wir bezahlen die Übernachtung und das Schlüsseldepot für die sanitären Einrichtungen - den Zehndollarschein schiebt er fein säuberlich in eine Klarsichtmappe, um ihn uns dann morgen gleich wieder zurückgeben zu können.

Der Campground scheint einer Pfauen-Kolonie zu gehören, welche unsere Ankunft lauthals kundtun. Sie sitzen auf Dächern und Telefonmasten; aber auch in der Wiese werden die Weibchen beworben. Wir essen etwas Kleines - leckere Scheibletten - in der Campküche und versuchen dann zu schlafen, begleitet von den Rufen der Pfauen.

 

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Am westlichen Beginn der Great Central Road Richtung Ayers Rock.

 

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Eintausend Kilometer langes Wahrzeichen Australiens: Die Great Central Road.

 

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Vorsicht: Kamele sind oft nicht neben, sondern auf der Piste.

 

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An der Abzweigung zum Heather Highway, der Zufahrtspiste zum Gunbarrel Highway.

 

 

 

Montag, 29. Oktober 2012

Warburton - Docker River (340 km)

 

Pfauen- und Papageienschreie und wecken uns auf. Es ist bewölkt wie gestern Abend, aber Regen fiel keiner in der Nacht. Wir frühstücken in der Camp-Küche, die vor vier Jahren auch als Briefing-Raum für die Vorbereitung der Fahrt über den Gunbarrel Highway diente. Als wir im Shop etwas Proviant kaufen und uns verabschieden, lesen wir auf einem Schild an der Tür, dass der Gunbarrel Highway wegen Buschfeuern gesperrt ist! Weder im Tjukayirla Roadhouse noch an der Abzweigung auf den Heather Highway waren wir gestern darauf aufmerksam gemacht worden. Unsere Vorahnung Tage zuvor war also wirklich glücklich.

Unsere ursprüngliche Reiseplanung sah vor, dass wir in Warakurna bei der Giles Meteorological Station übernachten würden und so das morgendliche Steigenlassen des Wetterballons mitverfolgen könnten, aber nun erreichen wir halt Warakurna gegen Mittag. Im Roadhouse duftet es fein nach gegrillten Pouletschenkeln – „yes, please“, keine Frage. Auch hier ist an der Tür das Hinweisschild auf den gesperrten Gunbarrel Highway. Da hier die Aboriginies Community sehr nahe bei der Strasse und der Tankstelle liegt, ist das Fotografieren wieder verboten und Strassenschilder warnen vor happigen Bussen, falls man die Strasse verlässt und ins Gebiert der Community „eindringt“. Das wollen wir natürlich nicht, aber da wir doch gerne zur Meteo Station fahren möchten, fragen wir den Tankstellenwart mit seinen auffallend schwarz gefärbten Haaren, wie wir dorthin gelangen könnten. So gut wir auch die Ohren spitzen und mehrmals nachfragen, wir haben keine Chance, seinen Dialekt zu verstehen – einzig „… a hundred meters …“ und seine in Richtung Radarstation zeigende Handbewegungen geben uns die Zuversicht, dass wir doch in die Richtung fahren dürfen. Es ist dann auch gar nicht weit und nach den hundert Metern finden wir den Wegweiser zur Meteo Station. Im Gegensatz zur äusserst freundlichen und kompetenten Führung vor vier Jahren, hat der junge Kerl, der gerade einen Bewässerungsschlauch unter ein Büschchen schiebt, kein Interesse an Besuchern. Wir schauen uns deshalb nur etwas im kleinen Ausstellungsraum mit den meteorologischen Geräten um und machen gute Miene zum bösen Spiel.

Eine halbe Stunde später machen wir einen kurzen Abstecher in eine kleine Seitenpiste zur Len Beadell Plaque, einer geografischen Markierungstafel von 1960, als die geografische Position noch aus astronomischen Beobachtungen abgeleitet wurde. Wir sind sehr erstaunt, dass plötzlich – heute haben wir noch gar kein Auto angetroffen - wie aus dem Nichts ein Wagen mit zwei Aboriginies vor uns steht und die beiden irgendwelche Ersatzteile? von uns wollen. Röbi ist die Lage nicht geheuer und so machen wir uns rasch auf und davon.

Wir erreichen die Grenze zum Northern Territory und da hier Besitz und Konsum von Alkohol im Freien verboten ist, müssen wir leider ein Duzend „Cans“ in den Sand kippen.

Minuten später erreichen wir Docker River, wo die Tankstelle mitten im Community-Dorf liegt. Hier gelten noch strengere Regeln als bei anderen Tankstellen im Outback. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es keine, ausser in einem zum Zeltplatz erklärten Waldgebiet etwas abseits des Dorfes. Nun, wir können gar nicht anders als dort zu nächtigen, denn die Sonne geht bald unter und bis zum nächsten Ort, wo im überhaupt übernachtet werden darf, sind es zweihundertsechzig Kilometer! Auf dem „Zeltplatz“ gibt es zwar nummerierte Plätze mit Grillstellen, aber sonst keine Infrastruktur, und so nehmen wir „Site 3 – unpowered“ in Beschlag. Rasch fahren wir nochmals ins Dorf um noch etwas Essbares zu kaufen, aber der Shop hat bereits geschlossen. Es bleibt also bei Grillwürstchen, die wir bei einbrechender Nacht und unter dem aufgehenden Vollmond geniessen.

 

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Weckdienst in Warburton Roadhouse.

 

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Frühstück im Warburton "Briefing-Raum".

 

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Mangels Motivation des Angestellten machen wir die Führung in der Giles Meteorological Station selber.

 

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Patrick studiert die Angaben auf der Len Beadell Plaque.

 

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Schweren Herzens sei dem Gesetz Genüge getan.

 

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Pinienzapfen im Wald bei Docker River.

 

 

 

Dienstag, 30. Oktober 2012

Docker River - Yulara (297 km)

 

Wir haben sehr gut geschlafen hier, ganz alleine, mitten im Herzen Australiens und ohne den üblichen "Schutz" eines Caravan Parks. Röbi und Susi hatten gestern Abend einige Bedenken wegen eventuellen ungebetenen Besuchern. Aber die Nacht war absolut ruhig.

Röbi ist schon früh auf und fotografiert den Sonnenaufgang. Inzwischen sind wir so routiniert im Zeltabbau (wie auch im -aufbau), dass wir schnell und praktisch wortlos in einigen Minuten fertig gepackt haben und uns ein gutes Morgenessen gönnen. Und schon sind wir wieder unterwegs, auf der Tjukururru Road Richtung Yulara. Anfänglich gut befahrbar, entartet die Piste zu einer Herausforderung, die uns ganz ordentlich durchschüttelt. Ganz im Gegensatz zur Situation vor vier Jahren, wo dieser Teil der Great Central Road wie ein flauschiger roter Teppich befahrbar war. Unterbrochen wird unsere Fahrt mit Zwischenhalten fürs Trinken, oder allenfalls wenn Kamele die Strasse überqueren.

Nach zweihundert Kilometern sind wir froh, die ersten Umrisse der Kata Tjuta Felsen zu erblicken. Wir erreichen das Gebiet dieser eigenartig gerundeten Felsformationen, Olgas genannt, und fahren zu einem Parkplatz wo sich viele Touristen tummeln. Wir haben wieder geteerte Strasse unter den Rädern, eine Wohltat nach dieser Strecke.

Stolz parken wir unseren sandig roten, outback-erprobten Landcruiser neben den anderen Touristen-Autos, an denen keine Spuren von Abenteuern haften. Kein Wunder, die kommen ja alle von der anderen, geteerten Seite her. Wir stärken uns mit Bananen und Wasser, schnappen Kamera und Rucksack und nehmen den Weg zur Walpa Gorge unter die Füsse. Es ist unerbittlich heiss, der Boden ist felsig und leicht ansteigend, und wir sind gezwungen, langsam zu gehen. Am Ende des Weges erreichen wir die Metall-Plattform mit Bänken, welche zum Ausruhen einlädt und uns den Anblick der ganz speziellen Felsformationen geniessen lässt.

Zurück zum Auto und wieder trinken, trinken. Es ist nebenbei bemerkt sicher über vierzig Grad heiss, so dass die anderen Spazierwege in den Olgas längst gesperrt sind. Unterwegs nach Yulara halten wir noch kurz beim Lookout südlich der Olgas, auf dessen Weg wir Chinesinnen mit Sonnenschirm begegnen. Von dieser Plattform aus hat man eine schöne Sicht auf die Olgas, aber man ist doch schon so weit entfernt, dass die Berge immer etwas im Dunst liegen. Nüchtern betrachtet eigentlich ein Klacks, verglichen mit unseren Schweizer Bergen, aber so etwas hier in dieser abgelegenen flachen Welt anzutreffen ist schon eine Augenweide.

Und dann erreichen wir den Ayers Rock, das touristisch extrem ausgeschlachtete Wahrzeichen - AUD 25 nur, um einen Felsen zu sehen! Da wir aus Westen kommend hierher gelangt sind, müssten wir eigentlich nichts bezahlen, denn nur die "normalen" Touris vor der Abzweigung nach Westen werden abgezockt. Obschon Röbi zum vierten Mal hier ist, beissen wir in den sauren Apfel, um Susi den Anblick des Ayers Rocks bei Sonnenuntergang zu ermöglichen.

Wir beschliessen also, den Felsen, den die Aboriginies Uluru nennen, erst einmal zu umrunden und fahren dann nach Yulara zum Caravan Park, wo wir einchecken und ein gutes Rasenplätzchen finden. Wir duschen nach dem Zeltaufbau und dem Wäsche waschen, denn wir sind klitschnass vom Schwitzen. Jetzt geht's mit dem Auto zum Einkaufen; wir halten noch kurz an der Rezeption, um eine Glace zu kaufen, und schon sind wir im Supermarkt. Patrick macht seinen Freunden unmissverständlich klar, dass er jetzt etwas essen muss, und da im Resort kein Restaurant offen ist, suchen wir die herunter gekühlte Lost Camel Bar in einem neuen Hotel-Komplex mit moderner Glas-Architektur und mit vier Zentimeter dickem Teppich auf. Unglaublich, denn als wir noch Kinder waren, stand in Yulara nur ein einziges, grosses weisses Zelt. Röbi und Patrick essen einen Känguru-Salat, Susi Penne Napoli. Verpflegt und wieder mit guter Laune meinerseits (Patrick) fahren wir wieder zum Ayers Rock, wo wir an der Zahlstelle die AUD 25 - pro Person - bezahlen und auf dem Sunset Viewing Area Car Park einen guten Platz mit Sicht auf den Felsen einnehmen. Dort stellen wir die Kameras auf und warten auf den Sonnenuntergang. Es ist einfach gewaltig schön, einmal mehr.

Nach dem Eindunkeln fahren alle Touristen weg. Nur wir warten noch, und wir wissen warum: Es ist Vollmond. Ein sagenhaft schöner und knallroter aufgehender Mond etwas links des Felsens erwartet uns. Uns allein! Wir versuchen, auch dieses Sujet auf Fotos festzuhalten. Glücklich fahren wir in die Dunkelheit zurück zu unserem Zelt und schlafen bald ein.

 

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Die Mount Olgas im Kata Tjuta National Park sind eigentlich die Fortsetzung des Ayers Rocks.

 

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Das erste Pistenabenteuer endet am östlichen Ende der Great Central Road. Wir erreichen die Mount Olgas im Kata Tjuta National Park.

 

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Susi in der Walpa Gorge.

 

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Der Ayers Rock im Uluru National Reserve kurz vor Sonnenuntergang.

 

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Patrick und Susi warten auf den Sonnenuntergang am Ayers Rock.

 

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Der aufgehende Erdschatten erreicht fast schon die Höhe des Ayers Rocks, bevor...

 

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... auch der Mond, wenige Stunden nachdem er voll ist, neben dem Ayers Rock aufgeht.

 

 

 

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Yulara - Erldunda (240 km)

 

Die Routenänderung bringt es mit sich, dass wir heute nicht nur bis Curtin Springs fahren, denn das wäre eine viel zu kurze Etappe. Aber zuerst lassen wir es gemütlich angehen. Es ist sehr heiss, und die Wäsche ist längst trocken. Wir frühstücken in der Campküche bei mehreren anderen Campern - hier in Yulara sind wir natürlich nicht allein, und es herrscht Multi-Kulti.

Es ist Zeit zum Kartenschreiben, was wir (wie gewohnt) in der Kaffeebar im Ayers Rock Resort erledigen. Wenige Tage vor den Präsidentschaftswahlen entbieten wir Mr. President of the United States of America unsere Hoffnungswünsche zur Wiederwahl.

Unterwegs nach Curtin Springs, wo normalerweise Viehherden anzutreffen sind, ist ein grosser Teil der Landschaft so weit das Auge reicht verbrannt. Und auch in Curtin Springs sind keine Rinder zu sehen oder zu hören.

Wir tanken voll und entscheiden uns, bei der Trockenheit und Hitze nicht die Piste der Mulga Park Road zu befahren, sondern auf der Hauptstrasse zum Stuart Highway zu fahren, denn Pisten haben wir noch viele vor uns. Zuerst gönnen wir uns aber eine Cola in der Bar, die jetzt von zwei jungen Frauen geführt wird.

Wir hofften eigentlich, den Haus-Emu Hoover wieder anzutreffen, aber der läuft - falls es ihn noch gibt - nicht mehr frei herum wie in den letzten Jahren, schade.

Wenige Kilometer nach der Abzweigung zur Mulga Park Road, die wir heute eben auslassen, pausieren wir kurz beim Mount Conner Lookout. Von hier kann man eine schöne Sicht auf den scheinbaren Tafelberg geniessen. Es ist ein imposanter Berg, aber eben viel zu gross, um von der Tourismusindustrie ausgeschlachtet zu werden wie der hundert Kilometer entfernte Ayers Rock. Deshalb nennen ihn die Einheimischen auch "Mount Conner - The Forgotten Wonder".

Das Roadhouse von Erldunda liegt gleich an der Kreuzung von Lasseter Highway und Stuart Highway. Hier machen alle Cars Pinkelpause, die vom Ayers Rock nach Alice Springs unterwegs sind. Entsprechend ist der Souvenirshop und die klimatisierte Bar ausgerüstet.

Patrick bucht uns einen Zeltplatz im Caravan Park, auf dem wir ganz alleine sind. Nicht ganz, denn als wir nach einem Bier aus der Bar zurückkommen, ist ein deutsches Paar im Wohnmobil dazugekommen.

Wir haben also die ganze Anlage für uns, und so geniessen wir das - natürlich gegrillte - Nachtessen.

Es ist immer noch sehr heiss, und mehr und mehr bläst ein heisser Sturm über die Gegend; so stark, dass wir in der Nacht kontrollieren müssen, ob die Heringe noch festsitzen.

 

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Blick in unser Schlafzimmer, wie es jeweils vor dem Abendessen ausschaut.

 

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Abendstimmung auf dem Camp Ground in Erldunda.

 

 

 

Donnerstag, 1. November 2012

Erldunda - Oodnadatta (450 km)

 

Wir haben doch noch gut geschlafen. Und ausser uns ist immer noch nur das deutsche Paar im Maui-Mobil da. So haben wir die ganze Dusch-Anlage und den Essbereich für uns allein.

Eine Stunde später tanken wir in Kulgera auf und lassen uns einen Kaffee schmecken - hier, wo Elvis Presley und Marilyn Monroe immer noch allgegenwärtig sind.

Etwas später halten wir an der Grenze zwischen Northern Territory und South Australia, und nach zwei Stunden erreichen wir Marla, wo wir alle unsere Früchte entsorgen müssen, da es nicht erlaubt ist, frisches Grünzeug über die Grenze zu bringen.

Als Randbemerkung sei erwähnt, dass wir auf den bis jetzt mehr als zweieinhalb Tausend zurückgelegten Kilometern lediglich drei Fahrzeuge überholt haben und selbst noch nie überholt wurden. Und das wird auch für weitere dreitausend Kilometer so bleiben.

Marla hat nur siebzig Einwohner, es ist also eigentlich nur eine Tankstelle, ein Roadhouse mit seinen Angestellten und wenige Staatsdiener. Trotzdem ist es ein bemerkenswerter Ort, da er etwa auf halber Strecke zwischen Adelaide und Alice Springs liegt und die Old Ernies Bar, in der am Wochenende jeweils Live-Musik spielt, von Fernfahrern gerne besucht wird und Kultstatus geniesst.

Unser hier gekauftes Mittagessen - fetttriefende Spring Rolls - ist allerdings weniger geniessbar, und da es eben erst Mittag ist, entschliessen wir uns, als Ersatz für die ausgelassene Mulga Park Piste nicht auf dem geteerten Stuart Highway, sondern über den Oodnadatta Track Richtung Coober Pedy zu fahren.

Um siebzehn Uhr unserer Zeit erreichen wir Oodnadatta und wollen tanken, aber unsere Zeit ist eben nicht südaustralische Zeit, die eine Stunde vorgeht. Die junge Frau wirft eher widerwillig die Dieselpumpe nochmals an, aber ausser der Erlaubnis, den Zeltplatz zu benutzen, ist der Laden für heute dicht.

Im heruntergekommenen Hinterhof parkt bloss ein Fahrzeug - es ist ein Ehepaar aus der Schweiz - und jetzt auch unseres. Wir suchen in einer Ecke eine sandige Stelle für das Zelt und stellen unseren Wagen daneben, um etwas Windschutz zu haben. Da wir direkt vor der Wellblechabschrankung des Grundstücks zelten und ein knorriger Baum im Wind an der Abschrankung scheuert und nervtötende knirschende Geräusche erzeugt, binden wir kurzerhand einen Teil des Baumes an unserem Wagen fest und fahren zehn Zentimeter zurück - totenstille bis morgen früh.

In der halboffenen Küche gibt es einen Mikrowellenherd für unsere Würstchen und einen Super-Toaster, und so lassen wir uns das Abendessen lecker schmecken.

 

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Rastplatz an der Grenze zwischen Northern Territory und South Australia.

 

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Trinkpause auf dem Oodnadatta Track.

 

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Wir nähern uns dem Gebiet der Painted Desert.

 

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Das legendäre Pink Roadhouse Oodnadatta.

 

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Quietsch-Prophylaxe im Oodnadatta-Hinterhof-Camp Ground.

 

 

 

Freitag, 2. November 2012

Oodnadatta - Coober Pedy (256 km)

 

Papageienschreie wecken uns auf und der Himmel ist überzogen. Die Berner sind schon weg. Wir bauen das Zelt ab und gehen in den Tankstellenshop einen Kaffe trinken. Patrick findet womöglich die Erklärung für die schlechte Laune, die hier herrscht, denn in einer Vitrine sind Zeitungsartikel ausgestellt, die vom Tod des langjährigen Inhabers des Roadhouses berichten. Er starb im August bei einer Auto-Rallye. Es ist seine Tochter, die uns heute bedient. Sie hilft während den Ferien ihrer Mutter aus - und draussen steht das Roadhouse zum Verkauf ausgeschrieben. Das tragische Ende einer fast vierzigjährigen Tradition.

Wir gehen nochmals in den Hinterhof, um richtig zu frühstücken. Wir lassen uns Zeit, denn bis Coober Pedy sind es nur zweihundert Kilometer. Patrick und Röbi kennen diese Strecke schon, und nicht zuletzt deshalb haben wir sie auch nochmals ins Programm eingebaut. Den Abstecher zur Painted Desert lassen wir aus, da wir uns auf die unserer Meinung nach viel eindrücklicheren Breakaways freuen. Auch diese Piste ist in sehr gutem Zustand, so dass wir uns keine grossen Sorgen wegen der Reifen zu machen brauchen. Wir passieren die Lollipop Lane, die Moon Plains und erreichen dann Coober Pedy, wo wir uns eine Nacht im Mud Hut Motel gönnen. Wäsche waschen, einkaufen und dann ab zu den Breakaways.

Wir steuern mehrere Lookouts an und verlassen den wunderschönen Ort auf der Piste, die dem Dog Fence (Dingo-Zaun) entlang nach Coober Pedy zurück führt.

Auf das Abendessen im Opal Inn Hotel haben wir uns schon lange gefreut. Letztes Mal waren wir etwas zu spät dran - das ganze Leben ist eine Lehre.

 

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Rast bei den Moon Plains kurz vor Coober Pedy. Hält das Wetter?

 

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Auf dem Breakaways Lookout.

 

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Patrick und Susi bei den Breakaways.

 

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Die Salt and Pepper genannten Hügel in den Breakaways.

 

 

 

 

Samstag, 3. November 2012

Coober Pedy - Marree (374 km)

 

Nach einer erholsamen Nacht und einem herzhaften Frühstück im Hotel verlassen wir Coober Pedy ostwärts und biegen in die William Creek Road ein. Die Piste ist ausgesprochen gut, sehr flach, und das Auffälligste sind die immer wieder kreuzenden rötlichen Sanddünen. William Creek erreichen wir um die Mittagszeit. Es ist eine Spur kühler als vor drei Jahren, aber halt immer noch heiss. Trotzdem gehen wir nicht an die klimatisierte Bar des Roadhouses, sondern schlendern im Exhibition Park umher, um Sehenswürdigkeiten wie verrostete Pumpen und vom Himmel gefallene Zwischenstufen von Trägerraketen zu bewundern.

Es drängt uns weiter Richtung Mound Springs, den artesischen Brunnen The Bubbler und Blanche Cup. Seit unserem letzten Besuch wurden hier neue Stege gebaut, um die Brunnen auch im Rollstuhl zu erreichen. Wenn wir nicht einmal nicht gehbehinderte Menschen antreffen, woher sollen denn Rollstuhlfahrer herkommen? Wir schiessen einige Fotos von diesem interessanten, von salzigem Wasser gespeisten vor sich hinblubbernden Phänomenen. Wir haben den Eindruck, dass die Gegend weit herum weiss verkrustet ist, was vor drei Jahren nicht der Fall war. Vielleicht hat der Regen der letzten Jahre Salz an die Oberfläche befördert, das vom Wind noch nicht weggeblasen worden ist.

Weiter auf der Piste Richtung Osten gelangen wir nach Curdimurka, einer Stelle am Südrand des Lake Eyre South, wo wir die Informationstafeln an dessen Lookout studieren. Der riesige See ist mit dem etwa sechs Mal grösseren Lake Eyre North verbunden. Die Seen sind das Einzugsgebiet aller Flüsse in dieser extrem flachen Gegend, die zu grossen Teilen unter dem Meeresspiegel liegt. Nur: Der See hier scheint ausgetrocknet zu sein, und offenbar ist das normal. Er war in den letzten hundert Jahren erst dreimal gefüllt, unter anderem letztes Jahr! Das Wasser verdunstet dann jeweils schnell und die Ufer verkrusten ob der gesättigten Salzkonzentration. Und so sehen wir nur diese weisse Kruste - bis zum Horizont hin.

Entlang der rostigen oder vermoderten Überbleibsel der stillgelegten legendären Old Ghan Railway, die einst Adelaide mit Alice Springs verband und hier bei Curdimurka vorbeifuhr, setzen wir unsere Route fort und halten am bizarren Ort Plane Henge, wo sich ein künstlerisch begabter Bauer mit zwei in den Boden gerammten Kleinflugzeugen und sonstigen Metallskulpturen profiliert. Ein Kässeli am Zaun erbittet eine Donation, und so werden wir unser Kleingeld los.

Und dann kreuzen wir zum zweiten Mal den Dog Fence, der die Schafherden im Süden vor den Dingos schützen soll.

Wir fahren in Marree ein, tanken und kaufen etwas an der Tankstelle, führen einen Small-talk mit der jungen Italienerin, die den Laden bedient und Patrick anvertraut, dass ihr Freund in Italien lebt und sie Aussie-Männer nicht sehr mag, nur Latinos, die man wohl an jeder Ecke findet an diesem gottverlassenen Ort.

Wir suchen den einzigen verblieben Caravan Park auf, der uns ein bisschen heruntergekommen erscheint. Ein weiterer Caravan Park ist zwar in den Reiseführern vorhanden, aber der ist unserem Augenschein nach seit Jahren stillgelegt, was selbst die Italienerin nur hundertfünfzig Meter weiter nicht mitbekommen hat. Der freundliche, aber ebenfalls heruntergekommene Manager versichert uns, dass die Hitze für das fehlende Grün im Park verantwortlich sei, aber er dies wieder hinkriegen würde. Schon fast mit Verzweiflung hämmern wir die Heringe in den vertrockneten Boden, aber wir schaffen es.

Wir gehen gleich um die Ecke zum Bahnhof, um die ausgestellten rostigen Loks und weitere Transportvehikel aus früheren Zeiten zu fotografieren. Da entdecken wir einen schönen Grillplatz, gedeckt und so sauber, dass wir fast Hemmungen haben, unsere Scotch Fillets darauf zu grillen. Aber wir tun es - und sie sind ein Gaumenschmaus. Susi versucht anschliessend, die schwarzen Krusten auf dem Grill wegzurubbeln, als ein Ambulanzfahrzeug zu uns fährt und eine resolute Frau mit Grill- und Festmaterial unter dem Arm aussteigt und uns vor weiteren Reinigungsarbeiten entbindet - quasi entlässt. Sie bereitet wohl ein Dorffest vor, und wir hören noch spät in der Nacht, als wir zu schlafen versuchen, die Angetrunkenen herumgrölen.

 

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Die sehr charakteristische William Creek Road führt Sanddünen und längst ausgetrockneten Seen entlang.

 

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Der artesische Brunnen The Bubbler bei den Mound Springs.

 

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Am Lake Eyre South Lookout.

 

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Salz- und Mineralkruste in einem kleinen Tümpel.

 

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Plane Henge bei Alberrie Creek: Kunst am Wegesrand.

 

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In Freilichtmuseum Marree.

 

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Der öffentliche Grillplatz beim Bahnhof Marree.

 

 

 

Sonntag, 4. November 2012

Marree - Birdsville (507 km)

 

Sonntagmorgen - Vogelgezwitscher und ein schöner Sonnenaufgang wecken uns um halb Sieben. Leichtes Säuseln des Windes. Es ist Halbzeit unserer Ferien. Wir frühstücken im Hilton, dem leider auch heruntergekommenen Essbereich der Anlage. Der "alteingesessene" Deutsche, der mit Frau und Hunden hier wohnt, gibt uns einige Tipps für die Weiterreise. Wir bezahlen das Nachtlager und nehmen gleich hinter dem Dorf die Abzweigung zum Birdsville Track unter die Räder. Viele der bisher befahrenen Pisten kennen Patrick oder Röbi von früher, aber alle jetzt folgenden Strecken - über zweieinhalbtausend Kilometer - sind neu für uns alle. Der Birdsville Track ist zum Glück in einem sehr guten Zustand, eigentlich im besten der bis jetzt von uns befahrenen Pisten.

Rechterhand liegt der Lake Harry, ein kleiner See, an dessen Ufern viele Vögel sitzen. Die Landschaft hier ist nicht so rot wie westlich des Stuart Highways, sondern eher gelblich und grau. Vegetation gibt es in dieser steinigen Wüste teils kaum oder nur entlang von ausgetrockneten Flussbetten.

Es ist wiederum mehr als vierzig Grad heiss, als wir gegen Mittag Mungerannie (Einwohnerzahl: 3) erreichen und auftanken. Mungerannie besteht nur aus einem kleinen Hotel mit einem Zeltplatz und einer Tankstelle, der einzigen zwischen Marree und Birdsville. Bei einer Cola entscheiden wir uns, nicht hier in dieser brütenden Hitze auf den Abend zu warten, sondern weiter zu fahren.

Der Barkeeper gibt Patrick einige Medikament mit, die wir bitte Teresa in der Farm Clifton Hills abgeben möchten. "It's about sixty miles on your track, you can't miss it". Das tun wir natürlich gerne, denn hier im Outback kann gegenseitige Hilfe lebensrettend sein. Die Australier haben deshalb eine selbstverständliche Hilfsbereitschaft im Blut, und uns ist es eine Ehre, auch etwas Gutes tun zu dürfen. Nach diesen hundert Kilometern wird die Übergabe auch "... well appreciated, thanks, and have a safe trip".

Dann erreichen wir das Tippipila Creek Bush Camp, aber es ist noch heisser geworden und wir entschliessen uns, weiterzufahren, so weit wir halt kommen. Die Piste ist nicht mehr ganz so gut präpariert wie der südliche Abschnitt, aber wir kommen problemlos über die zweihundert Kilometer bis zur Grenze nach Queensland. Die Landschaft wird geprägt von mit Büschen bewachsenen Dünen mit viel Schwemmland dazwischen, einer Art ausgetrockneter Seenlandschaft des Diamantina Rivers.

Ab hier ist die Strasse sogar geteert und es ist nicht mehr weit bis Birdsville. Da in Queensland die Zeit wieder eine Stunde vorgeht, sind wir knapp zu spät dran - Tankstelle und Shop sind bereits geschlossen.

Wiederum haben wir einen ganzen Zeltplatz für uns allein, nur in einem weiteren Fahrzeug ist eine Familie dabei, das Zelt aufzustellen.

Es ist kurz vor Sonnenuntergang, als wir hinunter zum Diamantina River gehen und diese idyllische Flusslandschaft mit ihren vielen Vögeln geniessen.

Vegi-Znacht, duschen und dann ab ins Bett. Es ist zwar erst zwanzig Uhr, aber die heutige heisse und lange Etappe hat doch Kraft gekostet.

 

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Der Essbereich Hilton auf dem Campground Marree.

 

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Im Tippipila Creek Bush Camp ist es viel zu heiss. Nach einer Trinkpause fahren wir weiter.

 

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Der Diamantina River in Birdsville.

 

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Die erste Nacht in Queensland: Unser Nachtlager in Birdsville.

 

 

 

Montag, 5. November 2012

Birdsville - Boulia (389 km)

 

Wir wollen es heute eigentlich sehr gemütlich angehen, aber wir sind nun schon so routiniert, dass wir um 08:15 abfahrbereit sind. Wir suchen einen Supermarkt, landen aber erst einmal im Information Center. Es gibt keine andere Einkaufsmöglichkeit hier als den Tankstellenshop, wo wir eben vorhin getankt haben.

Der Birdsville Track ist wieder eine Piste und die Gegend ist sehr staubig und extrem flach. Wir fahren immer noch durch ausgetrocknete Seen-Pfannen im Einzugsgebiet des Diamantina Rivers.

Es ist sehr heiss und die einzigen wilden Tiere sind zwei Emus, die sich in diese Einöde verirrt haben.

Eine Gedenktafel an Will Hutchison lässt uns kurz innehalten. Will fand als Vierzehnjähriger den ersten Opal in der Nähe des heutigen Coober Pedy, und mit zwanzig Jahren - er war jetzt Viehtreiber auf Kidneys Farm - ertrank er hier beim Schwimmen in einem Fluss.

Es ist nach Mittag, als wir das schöne Städtchen Bedourie erreichen und auftanken. Im Ort mit seinen hundertfünfzig Einwohnern sind einige der schmucken Häuser auf Pfählen etwas erhöht, denn der Ort kann bei Hochwasser für Monate von der Umwelt abgeschnitten sein. Es gibt ein Visitor Center mit einen Outdoor Shop und - was von nun all für alle Ortschaften gilt - eine Pferderennbahn. Wir verstehen, dass die Fernfahrer mit ihren Trucks vor dem Ortseingang gebeten werden, den Staub dort abzuschütteln. Wir bestellen Sandwichs und Cola im Hotelrestaurant; auch hier spielt ein lebensgrosser Elvis am Billard-Tisch mit.

Die Strasse bis Boulia ist nun geteert. In den letzten paar Jahren wurde hier viel in den Bau von Strassen investiert. Nach Vaughan Johnson, einem der Hauptverantwortlichen für diese Erschliessungen, wurde sogar ein Lookout benannt. Wir fahren die kurze 4WD Strecke zum Lookout hoch, vorbei an glotzenden Rindern, und geniessen die Aussicht in die unendliche Ferne, die noch vor uns liegt.

Anders als in Westaustralien weist hier keine Tafel darauf hin, dass wir den südlichen Wendekreis passieren, aber Röbis Gefühl lässt uns umkehren und etwa einen Kilometer zurückfahren, um mit Patricks GPS genau die Stelle zu finden, wo die Sonne am 21. Dezember im Zenit steht.

In Boulia gönnen wir uns erst mal einen Flat White, bevor wir eine öffentliche Grillstelle suchen. Es hat zwar einen Park mit Grill und Kinderspielplatz, aber beide scheinen seit Jahren nicht mehr benutzt worden zu sein. Dann halt nicht - vorerst. Wir mieten uns im Caravan Park für die Nacht ein, schlagen das Zelt auf und finden in der Anlage zwar keinen richtigen Gasherd, aber eine Art gusseisernen Briefkastengrill, dessen Innenraum wir mit Holz füllen und anzünden, um die oben drauf gelegten Speckscheiben in Minutenschnelle zu braten.

Es ist immer noch über vierzig Grad heiss, als wir waschen, duschen und ins Bett gehen. In der Nacht kommt ein Gewitter auf, es stürmt und teils heftiger Regen prasselt vom Himmel. Mehrmals in der Nacht müssen wir das Zelt kontrollieren, aber es hält wirklich dicht.

 

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Fotohalt am Shoe Tree.

 

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Zwei einsame Emus.

 

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Gedenktafel an Will Hutchison, dem ersten Finder von Opal.

 

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Visitor Center in Bedourie.

 

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120 Grad Panorama vom Vaughan Johnson Lookout in die unendliche Weite.

 

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Rinder auf dem Abstecher zum Vaughan Johnson Lookout.

 

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Patrick misst die Position: 23° 26' 40" Süd. Wir sind exakt auf dem Wendekreis des Steinbocks und kommen nun in die Tropen.

 

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Dichter geht's nimmer. Tausende Papageien am Burke River.

 

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Dichter geht's nimmer. Tausende Papageien am Burke River.

 

 

 

Dienstag, 6. November 2012

Boulia - Mount Isa (302 km)

 

Als wir am Morgen aus dem Zelt kraxeln, ist Susi schon geduscht und sie hat die Kleider, die wir am Abend zuvor gewaschen und aufgehängt haben, von der Leine genommen. Die Kleider wurden in der Nacht mindestens noch zwei Mal vom Regen gewaschen und wir stellen fest, dass das Unwetter noch nicht vorüber ist. Während dem Packen ergiesst sich der Himmel auf uns herab und wir flüchten entweder ins leere Zelt oder ins Auto. Bald beruhigt sich das Ganze und wir können doch noch im Freien frühstücken.

Im Dorf kaufen wir Speck, Milch und Orangensaft und nehmen dann die Piste unter die Räder. Um zehn Uhr machen wir einen ersten Trink- und Esshalt, als ein freundlicher Aussie anhält, um sich zu vergewissern, dass wir keine Probleme haben. Es liegt wirklich im Naturell der Australier, hilfsbereit zu sein, denn ein kleines Problem kann in diesem Land schnell zu einem grossen werden, und so schaut man zueinander. Wir empfinden es als ein sehr angenehmes Verhalten. Die Strasse ist mehrheitlich geteert, aber nur für eine Wagenbreite, so muss sich Röbi ziemlich konzentrieren, um nicht mit zwei Rädern von dieser Teerspur abzukommen. Reine Pisten sind daher eigentlich viel einfacher zu befahren.

Die Landschaft wird etwas üppiger und grüner, was auch bedeutet, dass sich Buschfeuer rasant ausbreiten können. Wir sehen schon weit am Horizont (bei The Monument) etliche Rauchwolken, teilweise sehen wir auch Feuer brennen. Meilenweit fahren wir durch verbranntes Gebiet - zu beiden Seiten der Strasse. Das einzig "Überlebende" scheinen die Termitenhügel zu sein, die wie Pinnacles aus dem geschwärzten Boden hervorlugen - sehr eindrücklich. Es könnte für die Weltraumfahrt interessant sein, die Speichelzusammensetzung der Termiten zu erforschen. Im Dajarra Roadhouse gönnen wir uns Flat Whites und Cappuccino und fahren bald weiter nach Mount Isa.

Kaum zu glauben, dass dieser Ort mit etwa achtzehntausend Einwohnern flächenmässig die drittgrösste Stadt der Welt sein soll. Die Stadt lebt vom Eisenerzabbau. Das GPS leitet uns durch Industriegebiete mit dichtem Verkehr, was Röbi ein wenig Schweiss abverlangt.

Der gewählte Caravan Park liegt mitten in der Stadt, und wir finden ihn mehr oder weniger auf Anhieb. Das blonde Fräulein an der Rezeption scheint Röbi und Patrick sehr zu mögen, jedenfalls gibt sie uns zu viel Geld heraus und versteht auch unsere mehrmalige Intervention zu ihren Gunsten nicht. Wieder draussen fragen wir uns, ob man in Mount Isa vergessen hatte, Schulen zu bauen. Wir empfinden den dicht belegten Caravan Park als sehr angenehm (da ja auch gratis), aber wir sind wieder in der urbanen Welt mit all ihren Facetten. Wir sind fast die einzigen mit Zelt, ausser noch einer Frau zwei Zeltbreiten weiter mit einem ausgeprägten Sauberkeitssinn - jedesmal, wenn wir in ihre Richtung schauen, wringt sie einen Waschlappen aus. Die anderen haben Caravans oder Wohnmobile und sind wohl Dauercamper. Wie kann man hier nur seine ganzen Ferien verbringen, wo es doch überall anderswo schöner ist?

Nach dem Aufbauen des Zeltes fahren wir nochmals zum Supermarkt Coles und besorgen uns Bier in einem Drive-In Bottle Shop, wo Susi und Patrick am Gesichtsausdruck der beiden Jungs an der Kasse ablesen können, dass sie uns wohl für verrückt halten, ohne Fahrzeug hier aufzutauchen.

Zurück im Caravan Park gönnen wir uns eine Dusche und ein feines BBQ.

 

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Wer überholen will ohne vom Asphaltgürtel zu rutschen darf sich gedulden.

 

 

 

Mittwoch, 7. November 2012

Mount Isa - Burke and Wills Roadhouse (299 km)

 

Wir erwachen um halb Acht und frühstücken in der Camp-Küche. Obschon der Caravan Park ziemlich belegt ist, sind wir doch die einzigen, die jetzt hier essen.

Hier in der Industriestadt Mount Isa ist das Pistenabenteuer endgültig vorbei, und die Strassen sind so gut ausgebaut wie die Überlandstrassen in der Schweiz. Auch wenn der Verkehr auf dieser vielleicht wichtigsten Strasse in Queensland, die Darwin mit Brisbane verbindet, sehr dünn ist, werden wir nun zum ersten Mal seit über fünftausend Kilometern Fahrt von zwei Autos überholt.

Auch hier riecht es oft nach Verbranntem, und so sieht die Gegend auch oft aus. Vor Cloncurry biegen wir rechterhand zum Chinaman River Dam ab, dessen See die Stadt mit Wasser versorgt. Es gibt hier am kleinen See einen schönen Rastplatz, und wiederum eine Gedenktafel. Der mit sechsundvierzig Jahren Verstorbene Vater von drei Kindern hiess Wesely Nicholls, aber wir wissen nicht, was seine Verdienste waren, dass seiner hier so prominent gedenkt wird.

In Cloncurry tanken wir voll, fahren zweimal links zum Haupteingang von Woolworths und dann wieder zurück zur Hauptstrasse, um in einem kleinen Café die weitere Route zu planen. Wir könnten von hier aus auf dem langweiligen und viel befahrenen Flinders Highway direkt an die Ostküste und dann der Küste entlang nach Cairns fahren, aber da bis jetzt alles so perfekt geklappt hat und unsere Reifen immer noch in einem sehr guten Zustand sind, entscheiden wir uns, nach Norden zum Golf von Carpentaria und dann auf dem Savannah Highway ostwärts über Georgetown Richtung Cairns zu fahren.

Die Burke Development Road - auch Mathilda Highway genannt - ist zweispurig geteert und führt wiederum durch viele verbrannte Gebiete. Wir futtern zu Mittag bei einem Quamby genannten Ort. Eigentlich ist es nur ein Haus, ein gedeckter Essplatz, wenige schon fast obligate rostige ausgestellte Vehikel und - scheinbar gerade vorhin - geleerte Abfalleimer, damit die Gegend wirklich sauber bleibt.

Um sechzehn Uhr sind wir beim Burke and Wills Roadhouse, das mit seinem Namen die beiden Pioniere ehrt, welche vor hundertfünfzig Jahren mit einer neunzehnköpfigen Expedition Australien von Melbourne im Süden bis zum Golf von Carpentaria durchquerten. Die über dreitausend Kilometer lange Reise verlief zwar erfolgreich, aber beide starben auf dem Rückweg, zusammen mit vier weiteren Teilnehmern.

Bei einem Bier in der Bar können wir im Fernsehen live den Ausgang der amerikanischen Präsidentschaftswahlen mitverfolgen - Zeitverschiebung sei Dank. Unsere in Yulara verschickten Hoffnungswünsche haben sich also erfüllt.

Leider finden wir in der ganzen Anlage keine Grillstellen, so dass wir uns zum Nachtessen mit Gemüse und einer Kokosnuss begnügen.

Es ist sehr heiss und irgendwo brummt ein Generator, als wir zu Bett gehen.

 

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Patrick und Susi bereiten das Mittagessen in Quamby vor.

 

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Verbrannte Gegend entlang der Burke Development Road.

 

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Nachtlager beim Burke and Wills Roadhouse.

 

 

 

Donnerstag, 8. November 2012

Burke and Wills Roadhouse - Normanton (347 km)

 

... und dieser Generator läuft die ganze Nacht! Entnervt und froh darüber, dass es Morgen ist, rappelt sich Röbi mit einer viel sagenden Handbewegung aus dem Schlafsack, was wir ihm wortlos gleichtun. Es ist sehr schwül. Eine Entschädigung für die mieseste Nacht in Australien sind die schönen, rabenähnlichen Vögel an unserem Frühstückstisch am Roadhouse. Mit Müsli füttern wir diese kleine Bande, in der offensichtlich strenge Fress-Hierarchie herrscht. Schon nach wenigen Minuten sind die kühnsten unter ihnen handzahm.

Da wir alle schlecht geschlafen haben, und auch weil wir nach den letzten langen Etappen wieder sehr gut im Zeitplan liegen, wollen wir heute nicht allzu weit fahren. Bis Normanton liegen nur knapp zweihundert Kilometer vor uns. Die Strecke ist unspektakulär und flach. In Normanton, einem einmal mehr in der Zeit stecken gebliebenen, verschlafenen Nest als Ausgangsort für Erkundungen in der umliegenden tropischen Savanne, erkunden wir das Städtchen und stossen auf Krys, the Savannah King. Ein beeindruckendes, achteinhalb Meter langes Bronze-Replikat des Krokodils, welches 1957 von einer Krystina Pawlowski an der MacArthur Bank am Norman River erlegt wurde. Das zwei Tonnen schwere Tier war damals auch das grösste je geschossenes Exemplar und wurde als solches sogar im Guinness Buch der Rekorde erwähnt. Faszinierend, was die Fauna hier hervorbringen kann; ein leichtes Schaudern überkommt uns.

Im Stadtpark vertilgen wir ein gekauftes Grillhähnchen, und mit neuer Kraft entscheiden wir uns, einen Ausflug nach Karumba am Golf von Carpentaria zu unternehmen. Es sind etwa achtzig Kilometer bis dorthin, aber es lohnt sich. An einem Tümpel am Strassenrand sehen wir sehr viele Reiher, und das Dorf Karumba verbreitet einen Hauch mediterraner Gefühle. An der offenen Strand-Bar Sunset Tavern geniessen wir das Nichtstun mit Kaffee. Es ist angenehm, da eine leichte Brise geht. Den menschenleeren Strand besuchen wir nur kurz, auch aufgrund der Krokodil-Warnungen auf den Schildern.

Zurück in Normanton checken wir im Stadt-Hotel ein und beziehen zwei einfache Bungalows als Vergeltung für die schlechte Nacht zuvor. Es ist Abend und im Park grillen wir einmal mehr; das haben wir mittlerweile gut drauf und wir wissen nun auch, dass die verbrannten Grillreste auf der Metallplatte nur mit Wasser abzuschrecken und anschliessend abzuschaben sind. Es erübrigt sich also, teure Reinigungsmittel zu kaufen.

In der Public Laundry gegenüber dem Hotel waschen wir noch unsere Kleider und dann tauchen wir bald in einen wohlverdienten Schlaf ein, wieder einmal in einem richtigen Bett!

 

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Termitenbau bei Normanton.

 

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Rotkopfreiher im Küstengebiet des Golfes von Carpentaria.

 

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Normanton: Regen hindert uns nicht am Grillen.

 

 

 

Freitag, 9. November 2012

Normanton - Georgetown (301 km)

Wir bezahlen das Hotel und frühstücken dann im Stadtpark vis-a-vis.

Die Strecke Richtung Georgetown folgt im waldähnlichen Gebiet der Eisenbahnstrecke der Gulflander Railway, die Ende des neunzehnten Jahrhunderts gebaut wurde und für den Viehtransport zwischen Georgetown und dem Golf von Carpentaria gedacht war. Da man jedoch auf halber Strecke bei Crydon Gold fand, wurde die Bahnlinie nur bis dort fertig gestellt. Der Zug verkehrt noch heute einmal pro Woche zwischen Normanton und Croydon.

Im Schatten der Bäume hinter dem Dorfladen löschen wir den Durst bei Cola und Eistee, dann fahren wir weiter durch die mehr und mehr gebirgige Strecke, wo auch die Bäume immer höher wachsen. Viele Bäume bestehen nur aus einem angesengten schwarzen Stamm und einer Krone. Auch hier muss der dürre Grasboden gebrannt haben, allerdings nur so kurz, dass die Bäume nicht wirklich verbrennen konnten.

Die Strecke ist oft ganz geteert, aber es gibt auch wieder die langen Abschnitte mit nur einem einspurigen Teergürtel, was beim Fahren wiederum viel Konzentration abverlangt.

In Georgetown fällt uns gleich der schöne und sehr gepflegte Stadtpark auf. Er ist fast leer, nur etwas weiter hinten unterhalten sich zwei Männer. Und schon brutzeln Speck und Zwiebeln auf dem Grill. Gleich daneben ist ein öffentliches Bad, aber noch wissen wir nicht, wie wir durch die Drehtüre kommen. So nisten wir uns erst im Zeltplatz wenige Meter entfernt ein, wo wir uns ein gutes Plätzchen aussuchen, da im Moment niemand im Office ist und wir den ganzen Park für uns haben werden.

Jetons für das Freibad gibt es bei der Tankstelle. Die sind sogar gratis, aber Patrick muss sich mit vier Verkäuferinnen herumschlagen, da es die Tussis nicht schaffen, aus der Kasse oder sonst woher drei Jetons zu nehmen, ohne... oder weiss der Teufel, was so lange dauern kann. Eine gefühlte Stunde später hat Patrick die drei Jetons und wir löschen erst einmal den Durst bei einem Bier in der Laube des Dorfhotels, bevor wir kurz vor Sonnenuntergang ins Freibad gehen, welches wir nun, wie sollte es anders sein, ganz für uns allein haben, herrlich.

Und dann hat Mutter Natur noch etwas Interessantes auf Lager. Wie auf Kommando fliegen plötzlich zehntausende Flughunde dem ausgetrockneten Flussbett des Etheridge Rivers am Stadtrand entlang, um auf Futtersuche zu gehen. Das Schauspiel hält lange an; auch als wir wieder beim Zelt sind, ist der Zug noch im Gange. Ein feiner und doch typischer Geruch von Fledermaus-Urin liegt in der Luft und erinnert Patrick und Röbi an die Windjana Gorge im Kimberley, wo unter den Bäumen, die voller Fledermäuse waren, genau dieser Geruch in die Nase stach.

 

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Schienenstrang der Gulflander Railway zwischen Normanton und Croydon.

 

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Lieber spät als nie: Ehre, wem Ehre gebührt. Gedenkplakette bei der Blackbull Railway Station.

 

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Brücke über das Flussbett des Gilbert Rivers.

 

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Im Gratis-Freibad von Georgetown.

 

 

 

Samstag, 10. November 2012

Georgetown - Atherton (337 km)

 

Wir frühstücken gemütlich in der Camp Kitchen, nachdem wir routinemässig das Fahrzug reisefertig erstellt haben. Die Flughunde sind bereits in den frühen Morgenstunden von ihrer nächtlichen Fresstour zurückgekommen, begleitet von ihrem raubkatzenähnlichen Geruch, der uns wieder an den Löwengeruch im Basler Zoo erinnert.

Wir fahren weiter auf der Gulf Developement Road, dem östlichen Abschnitt des Savannah Way, in hügeliger und grüner Landschaft, um nach vielen Baustellen in Mount Surprise, einem Ort mit hundertsechzig Einwohnern, im Roadhouse einzukehren. Hier schwelgt man in Erinnerungen an längst vergangene Tage. Sogar die Tischsets sind eine Art bebildertes Geschichtsbuch und in einer Ecke steht eine originale Telfonzentrale, an der das Fräulein vom Amt mit Stöpseln Verbindungen aufbaute.

Dann werfen wir einen Blick in den Multiple Award Winning Caravan Park gleich daneben, der tatsächlich sehr hübsch gestaltet ist mit seiner schönen tropischen Flora. Für wen eigentlich? Da ist niemand, ausser einem einsamen Emu in Gefangenschaft. Ein paar Strassen weiter halten wir beim Cemetery inne, dem eigenartig angelegten Stadtfriedhof.

Da wir heute nicht so weit fahren wollen, haben wir genügend Zeit, einen Abstecher zum Undara Volcanic Park zu machen, der sich in einem mehr oder weniger dichten Wald befindet. In der Nähe der Yarramunda Ranger Station parken wir das Auto, packen Rucksack und Fotoapparat und folgen dem Trampelpfad Richtung Kalkani Crater. Es ist tropisch heiss und das extrem laute Gezirpe der Riesenzikaden macht vor allem Susi und Patrick zu schaffen. Leicht genervt "entfliehen" wir dem Lärm, indem wir an Höhe gewinnen. Und kaum sind wir über den Baumwipfeln angelangt, ist das Gezirpe fast nicht mehr zu hören. Ab einer gewissen Anhöhe stellen wir fest, dass dieser Wald riesig ist, und zudem haben wir eine schöne Fernsicht. Wald, Wald, Wald, wohin man schaut. Wir erreichen den Kraterrand, oder das, was davon übrig geblieben ist, denn die Erosion und Flora hat ihre Arbeit getan und der vulkanische Ursprung des Kraters ist kaum mehr zu erkennen. Aber das Spektakuläre an diesem Vulkan, der vor rund zweihunderttausend Jahren ausbrach, sind wohl die längste bekannte Tunnelröhre (hundert Kilometer) und der längste bekannte Lavafluss der Welt, für deren Besuch wir natürlich keine Zeit haben.

Wir kehren zurück zum Fahrzeug und biegen wenig später in den Kennedy Highway ein. Beinahe verpassen wir das Städtchen Mount Garnet, da es auf Patricks iPad-Karte auf verwirrende Art eingezeichnet ist. Wir finden den Stadtpark (eine Sportanlage) mit einem Grillrost, und selbstverständlich nehmen wir auch den in Beschlag. Eine vorbeispazierende ältere Dame erkundigt sich sogar, ob wir zurechtkommen.

Bald nachdem wir wieder unterwegs sind, erreichen wir Snubby Creek, auf dessen Golfplatz eine Kängurufamilie grast. Es sind seit zwei Wochen die ersten Kängurus, die wir antreffen.

Die Termitenbaue in dieser Gegend sind rot und bullig, ganz im Gegensatz zu den eleganteren grauen Bauen weiter westlich.

Es gibt noch mehr zu sehen an der Strecke, und so machen wir einen Abstecher in den Millstream Falls National Park. Zu Fuss erreicht man nach wenigen hundert Metern eine Aussichts-Plattform gegenüber den Fällen. Soviel Frischwasser haben wir seit Birdsville nicht mehr gesehen.

Was dann folgt, ist für uns ein richtiger Klimaschock - das abrupte Ende des Outbacks: Landschaft und Wetter verändern sich schlagartig. Die Strasse wird kurvenreich und ansteigend, und dann stehen wir auf dem Parkplatz der Windy Hill Wind Mills, frierend, an der Nebelgrenze, wie an einem garstigen Spätherbsttag auf einer Anhöhe der schweizer Voralpen. Die zwanzig auf der Passhöhe errichteten Windgeneratoren liefern Strom für dreieinhalb Tausend Haushalte, was den beiden Städten Atherton und Mareeba entspricht.

Jetzt verstehen wir auch den Namen Great Dividing Range besser, denn diese Gebirgskette entlang der australischen Ostküste trennt das Landesinnere klimatisch völlig von den Küstenregionen.

Noch bis nach Atherton, der 6200 Einwohner zählenden Stadt mit chinesischer Gründungsgeschichte, erinnert uns die Strasse an die Schweiz, wäre da nicht immer wieder tropische Flora zu sehen.

Auf dem gut besuchten, grünen und sauberen Zeltplatz richten wir uns ein und gönnen uns ein, ausnahmsweise etwas mageres, Nachtessen in der Küche. Zum ersten Mal tragen wir die von Röbi kreierten Sonnenfinsternis-T-Shirts, da es auf dem Platz auch erste eclipse chasers gibt, die wir anhand nervigen Laptop-Gefummels, T-Shirts oder Aufklebern an den Autos erkennen können. Nun sind wir endgültig zurück in der Zivilisation.

Wir verbringen eine angenehme Nacht in dieser sehr zu empfehlenden Anlage am Fusse eines Regenwaldberges.

 

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Termitenbau am Kennedy Highway.

 

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Futtersuche auf dem Fairway: Kängurus auf dem Snubby Creek Golf Course.

 

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An den Millstream Falls bei Ravenshoe.

 

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Klimaschock bei den Windy Hill Wind Mills. Es ist kalt, nass, windig und nebelverhangen.

 

 

 

Sonntag, 11. November 2012

Atherton - Ellis Beach (zwischen Cairns und Port Douglas) (111 km)

 

Ein richtig ruhiger Sonntagmorgen. Es hat zwar immer noch (oder wieder) Quellbewölkung, aber meist scheint doch die Sonne. Wir lassen den Zeltaufbau während dem Frühstück noch etwas trocknen. Es ist wiederum eine Freude zuzusehen, wie rücksichtsvoll alle Besucher miteinander umgehen.

Wir versorgen uns im Einkaufscenter mit Esswaren und Wein für die Tage am Strand und trinken gemütlich einen Kaffe im Coffee House im Einkaufscenter.

Wir haben dann etwas Mühe, die Strasse nach Mareeba zu finden, und so lernen wir auch die Quartiere Athertons kennen.

Es hat auffallend viele Baustellen - von alleine bringen sich Strassen auch hier nicht in einen guten Zustand. Ab Mareeba ist die Strasse sehr kurvenreich und wir tun gut daran, uns an die vorgeschlagenen Kurvengeschwindigkeiten zu halten, denn die dem Ozean zugewandten Abhänge der Dividing Range sind hier relativ steil. Dann sind wir endlich an der Ostküste, etwas nördlich von Cairns.

Da die Sonnenfinsternis erst am Mittwoch eintreffen wird, haben wir jetzt alle Zeit der Welt, uns nach einem guten Standort umzusehen.

Womöglich sind alle Zeltplätze in der Nacht zur Finsternis längst ausgebucht, aber da wir unser Zelt etwas abseits überall aufstellen können, gehen wir die Suche locker an und fahren erst mal an den Strand bei Trinity Beach, dem vielleicht beliebtesten Badestrand der Einwohner von Cairns, nur wenige Fahrminuten von Cairns entfernt. Explosionsartig ist hier in wenigen Jahren die Anzahl an Hotels und Appartements in die Höhe geschossen - nichts für uns - also ziehen wir nach einem Strandspaziergang und dem ersten Kontakt mit Wasser des Westpazifiks weiter.

Wir sind hungrig und Röbi braucht ein Paar Schuhe. Das heisst Mittagshalt im Clifton Beach Einkaufscenter.

Dass der Zeltplatz von Palm Cove ausgebucht sein würde, war uns schon zuhause klar geworden, denn auf den einschlägigen Diskussionsforen war dieser Platz schon vor Monaten als die (preis-)günstigste Stelle gehandelt und von Reisegruppen reserviert worden. Trotzdem schauen wir kurz vorbei und so ist es denn auch. Also weiter mit uns.

Nur drei Kilometer weiter - die Strasse führt hier sehr nahe an den langen Sandstränden vorbei - finden wir den Caravan Park Ellis Beach und gehen auch eher spasseshalber fragen, ob wir für die nächsten vier Tage, also bis Donnerstagmorgen, hier unser Zelt aufschlagen können. Kein Problem! Wir können es fast nicht glauben, hier an idealer Lage einfach so einzutrudeln und diesen tollen Platz belegen zu dürfen. Kommt dazu, dass wir den uns zugewiesenen sandigen und dem starken Wind ausgesetzten Platz direkt am Strand durch einen eher waldbodenartigen Platz etwas weiter hinten geschützt unter einem grossen Baum tauschen können - wir sind im Paradies.

Der Camping Platz ist unterteilt in eine Zone mit Bungalows und Caravans auf der einen Seite, und dem Zeltplatz in einer Baumlichtung auf der anderen Seite, wo sich auch eine Küche und ein gedeckter Essbereich befinden.

Noch sind nur wenige Zelte aufgestellt, aber das wird sich übermorgen Abend garantiert ändern, wenn all die Finsternisfreaks eintreffen werden, die unbedingt noch eine Schlafstelle ergattern wollen.

Vor allem wegen den Quallen kann man hier nicht einfach im Meer baden, aber es gibt einen durch Metallnetze geschützten Abschnitt, in dem wir uns ein paar Minuten erfrischen gehen.

Abendessen. Betrieb an Tischen, Herd und Grill. Schweizer Dialekt. "Doch, das sind Schweizer". Da sind Martin und Monika aus Zug, sowie die Welterkunder Roland und Annette mit ihren Kindern Yan, Robyn und Noe aus Goldswil, die auch den Weg in dieses kleine Paradies gefunden haben.

Wir geniessen das gemeinsame Abendessen und plaudern anschliessend über Erlebtes und die kommende Finsternis, die uns Baslern den zeitlichen Rahmen der Reise vorbestimmt hat.

 

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Frühmorgens auf dem Zeltplatz Atherton.

 

 

 

Montag, 12. November 2012

Ellis Beach

 

In der Nacht hat es geregnet, aber für unser Zelt ist das überhaupt kein Problem, denn es steht bombenfest. Um den Einfluss der Gezeiten fotografisch festzuhalten, fixiert Röbi eine alte Digitalkamera mittels des Gorilla-Stativs an eine Palme, um automatisch alle zehn Sekunden ein Bild zu schiessen.

Am Vormittag wechseln sich Sonne und Regen ab, und wir fahren nach Port Douglas, unter anderem um Geld zu wechseln. Der Hafen sieht schick aus, und so ist auch der dortige grosse Einkaufskomplex - und entsprechend teuer. Wir fahren deshalb in die Stadtmitte, wechseln Geld und essen günstiger im Rattle Hum Restaurant.

Auch den Besuch des Wild Life Parks lassen wir aus. Bei einem Preis von AUD 32 pro Person handelt es sich schlicht um Touristen-Abzocke.

Röbis erster Versuch der Gezeitenfotografie ist misslungen, da sich die kleine Palme im Wind zu stark bewegt hat. Dann halt morgen.

 

 

 

Dienstag, 13. November 2012

Ellis Beach

 

Wie schon gestern Morgen früh geht Röbi um fünf Uhr zum Strand, um den noch nächtlichen Himmel zu begutachten. Dieser ist wiederum halb mit Wolken überzogen. Jupiter und Venus sind die einzigen Lichtpunkte am Himmel, Sterne sind kaum auszumachen. Und wieder hängen die dichtesten Wolken entlang der Küste in Richtung Cairns, wo die Sonne morgen zwei Handbreiten über dem Horizont verfinstert werden soll. Ob die steilen Abhänge des Regenwaldes auch morgen die Wolken stauen würden? Noch könnten wir abhauen und ins Landesinnere flüchten, wie es der Franzose nebenan in dieser Nacht wohl getan hat.

Wir entscheiden uns, hier zu bleiben und nicht in einer Kurzschlussreaktion irgendeinen Plan B zurechtzubiegen. Deshalb geniessen wir einfach den Tag und hoffen, dass uns Mutter Natur morgen wohlgesinnt sein würde.

Die Gezeiten-Kamera machen wir an einem dicken Palmenstamm fest und fixieren sie zusätzlich mit einem Gummizug. Und die Dachpakete, die unter anderem die Fotostative und Temperaturfühler enthalten, werden jetzt wieder vom Autodach geholt.

Vor dem Abendessen sucht Röbi für die beiden Temperaturfühler, die den Temperaturverlauf während der morgigen Sonnenfinsternis aufzeichnen sollen, möglichst optimale Standpunkte. Einer wird auf zwei Metern Höhe an der Aussenwand des Sanitärgebäudes angebracht, der andere am Baum bei unserem Zelt.

Im Laufe des ganzen Nachmittages kommen mehr und mehr Autos und Zelte in die Anlage und der Besitzer macht wohl das Geschäft des Lebens. Wer jetzt ankommt, tut dies sicher der Finsternis wegen, und entsprechend astronomisch geht es nun zu und her. Stative werden aufgestellt und mit Folie geschützte Fernrohre werden montiert und ausprobiert. Eine astronomische Gruppe gibt sich mittels eines grossen Plakats zu erkennen, und in einem Auto kann man sich auf einem Poster über allerlei Wissenswertes über Finsternisse orientieren.

 

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Vierundzwanzig Stunden vor der Finsternis sieht der Himmel nicht gerade vielversprechend aus.

 

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Einfluss der Gezeiten am Ellis Beach: Oberer Teil bei Flut, unterer Teil drei Stunden später. Dann gibt die ungeschützte Kamera wegen mehrmaligen Regens den Geist auf.

 

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Die Pakete mit dem Küchenkram und Patricks Koffer mit Röbis Fotostativen werden jetzt wieder vom Wagendach geholt.

 

 

 

Mittwoch, 14. November 2012

Ellis Beach (totale Sonnenfinsternis) und Cairns

 

Eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang wachen Patrick und Röbi auf und nehmen den Himmel in Augenschein. In der Nacht hat es wieder stark geregnet und das Wetter sieht jetzt alles andere als viel versprechend aus. Was soll's? Weg können wir jetzt ohnehin nicht mehr, denn die Finsternis beginnt bereits in fünfundvierzig Minuten und die Strasse ins Landesinnere ist aus Sicherheitsgründen gesperrt. Wir duschen und gehen dann an den Strand, um das Schauspiel womöglich doch beobachten und fotografieren zu können. Es befinden sich jetzt etwa hundert Menschen in Rufweite am Ellis Beach.

Die partielle Phase ist längst im Gange und es sieht ein paar Mal eher nach Regen aus, als sich neun Minuten vor der Totalität die Sonne zum ersten Mal zeigt. Die Wolken daneben und darüber ziehen ostwärts davon und es bilden sich keine neuen Wolken mehr. Dass das Licht typisch fahl wird, nehmen wir relativ spät wahr. Drei Minuten vor dem Beginn der Totalität zieht eine letzte Wolke vor der Sonne vorbei, und genau im richtigen Augenblick wird die Sonne wieder freigegeben. Es hat jetzt nur noch feine Wolkenfasern, die von Auge kaum mehr zu sehen sind und dann - wie ein Diamant funkelnd, der letzte Sonnenstrahl aus einem tiefen Mondtal auch verschwindet und es dunkel wird und die Korona aufleuchtet. So viel Glück kann man doch gar nicht haben. Adalbert Stifter beschrieb seine Empfindungen 1842 so:

 

"... deckend stand nun Scheibe auf Scheibe – und dieser Moment war

es eigentlich, der wahrhaft herzzermalmend wirkte – das hatte keiner

geahnt – ein einstimmiges "Ah" aus aller Munde, und dann Totenstille,

es war der Moment, da Gott redete und die Menschen horchten."

 

Die Korona ist symmetrisch rund, wie es bei Sonnenfleckenmaxima zu erwarten ist, links unterhalb der Sonne ist der Horizont gelb-orange farbig getönt. Venus ist ebenfalls gut zu sehen, aber der schon weit westlich stehende Jupiter wird wohl durch die Palmen verdeckt, und zum Suchen reicht die Zeit natürlich nicht. Gut zwei Minuten später beginnt der Mond, die Sonnenscheibe wieder freizugeben. Applaus, Freudenschreie. Alle Menschen hier haben eben begriffen, wie viel Glück wir "Ellis Beacher" gehabt haben. Der Vater der zwei Jungs meint lakonisch schmunzelnd: "Well organized."

Wie erwartet interessieren sich nur ganz wenige für die abnehmende partielle Phase. Röbi macht Fotos bis zum Schluss, wobei auch die Sonne mitspielt und nur kurz vor dem Ende ab und zu hinter neuen Quellwolken verschwindet.

Als wir frühstücken, verabschieden sich Martin und Monika, deren Reise bereits jetzt weitergeht.

Wir machen unser Auto fahrbereit und fahren Richtung Cairns, wobei wir in Clifton Beach eine erste Kaffeepause einlegen. Auf dem weiteren Weg nach Cairns halten wir nach einer Autowaschanlage und einer Tankstelle für morgen Ausschau. Dann parken wir in der Nähe der Esplanade und suchen schlendernd unter den vielen Restaurant eines zum Mittagessen aus.

Als wir wieder am Ellis Beach sind, bereiten wir den Wagen so gut es geht für die morgige Rückgabe vor. Röbi demontiert die beiden Temperaturmessgeräte, die in den letzten zwölf Stunden alle vier Sekunden die Temperatur gemessen und aufgezeichnet haben - hoffentlich.

 

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Kurz nach Sonnenaufgang sieht das Wetter eher hoffnungslos aus.

 

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Banges Warten - wenn es nur nicht noch zu regnen beginnt.

 

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Das wird wohl nichts...

 

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Immer noch keine Sonne und keine Schatten...

 

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Partielle Phase, etwa zehn Minuten vor der Totalität: Wir beginnen zu hoffen.

 

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Diamantring-Effekt beim zweiten Kontakt: Beginn der Totalität.

 

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Sonnenkorona während der Totalität.

 

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Während der Totalität.

 

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Dritter Kontakt, Ende der Totalität.

 

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Die abnehmende partielle Phase ist praktisch in voller Länge zu beobachten. Aber wen interessiert das noch?

 

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Uff, doch noch geschafft. Überglücklich verfolgen wir die abnehmende partielle Phase.

 

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Temperaturverlauf während der Sonnenfinsternis.

 

 

 

Donnerstag, 15. November 2012

Ellis Beach - Sydney

 

Zum letzten Mal packen wir das Zelt ein, das drei Wochen lang unser Zuhause war und bereiten den Wagen möglichst gut für die Rückgabe vor.

Dann nehmen wir Abschied von Ellis Beach und den Weltenbummlern, tanken in der Nähe des Britz Car Rental Branch bei Cairns voll und suchen die Waschanlage, in der wir den Wagen von der roten Erde - unseren Erinnerungen - befreien. Die Wagenrückgabe geht schnell und problemlos über die Bühne; dem Angestellten fallen beinahe die Augen aus dem Kopf als er liest, dass wir diesen wie neu ausschauenden Wagen am anderen Ende Australiens gemietet haben: "What, you picked this car in Perth???"

Wir fliegen mit Qantas nach Sydney und lassen uns per Taxi ins Ibis Hotel Darling Harbour fahren. Schon am Fahrpreis ahnen wir, dass in Australien das Abzocken von Touristen in den letzten Jahren stark zugenommen hat.

Kostete die gleiche Fahrt vor drei Jahren AUD 35, sind es heute bereits AUD 50!

Es ist zweiundzwanzig Uhr und wir möchten eigentlich gemütlich durch die Cockle Bay flanieren und irgendwo zu Nacht essen. Aber es ist schwierig, ein vernünftiges Restaurant zu finden, und vor allem ist es laut, sehr laut in der Bucht. Aus einer Bar dröhnt und hämmert Musik - pure Lärmbelästigung im ganzen Darling Harbour - der Reiz dieser beliebten Flaniermeile ist dahin.

Dann halt nicht. Etwas enttäuscht gehen wir ins Hotel und nach einem gemeinsamen Tee ohne Nachtessen zu Bett.

 

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Das letzte Erinnerungsbild am Ellis Beach: Wir verabschieden uns von den Weltenbummlern.

 

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Nächtliche Stimmung in der Cockle Bay beim Darling Harbour.

 

 

 

Freitag, 16. November 2012

Sydney

 

Nach dem Frühstück im Hotel ist Shopping angesagt. Auf edle Weise kann dies im Queen Victoria Building gemacht werden.

Dann spazieren wir - es nieselt - via Darling Harbour und den Ibissen ins Chinesenviertel Chinatown zum Mittagessen im ersten Stock eines schick aussehenden Restaurants.

Gleich davor ist der hundert auf hundert Meter messende Chinesische Garten, der immer einen Spaziergang lohnt, und für sechs Dollar tauchen wir gerne in diese exotische ostasiatische Welt ein.

Im Gegensatz zu gestern Nacht finden wir heute im Innern des Harbourside Komplexes doch noch ein Restaurant, dessen Lärmpegel erträglich ist.

 

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Susi beim Schaufensterln.

 

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Teilansicht der Great Australian Clock im Queen Victoria Building. Die Uhr zeigt neben Datum und Zeit Szenen aus der australischen Geschichte.

 

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Im Chinesischen Garten Sydneys.

 

 

 

Samstag, 17. November 2012

Sydney - und Abflug

 

Heute fliegen wir wieder nach Hause, aber der Flug geht erst spät abends, so dass wir den ganzen Tag zur Verfügung haben. Wir frühstücken ausgiebig und checken dann aus. Tasche und Koffer können im Ibis Hotel für etwas Geld in Schliessfächern deponiert werden.

Wir kaufen im Harbourside vergünstigte Tickets für den Wild Life Sydney Zoo und den Sydney Tower. Den Tierpark im Darling Harbour gibt es erst seit 2006. Der Eintritt ist sehr teuer und lohnt sich eigentlich nicht, und ebenso fragwürdig ist die Auswahl der Tiere. Was sollen eingesperrte Kängurus und ein Krokodil mitten in einer Millionenstadt, wenn doch ihre Heimat gleich nebenan in der Wildnis ist?

Die nächste Enttäuschung erleben wir, nachdem wir die Aussicht vom Sydney Tower geniessen und uns auf den Film im hauseigenen 3D Kino freuen. Aber das Kino mit seinen beweglichen Sesseln gibt es leider nicht mehr; stattdessen wird man mit einem nur vier Minuten dauernden Werbefilm, der Frisbee-Szenen am Strand zeigt, abgespeist.

Und wenn man wieder entlassen wird, befindet man sich inmitten von Boutiquen und Parfümgeschäften - die reinste Abzocke - und wo ist denn jetzt der Ausgang?

Es ist Mittag und wir machen uns, vom bisherigen Tag enttäuscht, auf den Weg Richtung Harbour Bridge, um im Jeder-grillt-sein-Fleisch-selber-Restaurant Phillip's Foote on the Rocks zu essen. Zum Glück hat sich hier nichts geändert und wir geniessen es sehr, das Bier im englischen Pub, und Fleisch und Beilage oben an der Theke zu kaufen und dann das Fleisch zu brutzeln und im gedeckten Freien zu essen.

Gut genährt und wieder bei guter Laune spazieren wir zur Harbour Bridge und besteigen den Aussichtspylon - Susi kann hier zum ersten die Aussicht Richtung Stadt und Opernhaus geniessen.

Das Wetter spielt heute auch mit - kein Gewitter wie letztes Mal. Es folgt der obligate Gang zum Opernhaus und dann nehmen wir die Fähre am Circular Quai zum Darling Harbour, wo wir beim Maritime Museum aussteigen und uns schon etwas wehmütig bewusst werden, dass dieses nun das endgültige Ende der Ferien bedeutet.

Wir holen die Sachen aus dem Schliessfach im Ibis Hotel und lassen uns vom Taxi zum Flughafen bringen.

Alles weitere - der zwölf Stunden dauernde Flug in einer A380 - verläuft reibungslos und ist nicht mehr erwähnenswert...

 

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Panorama der Sydney Skyline, aufgenommen vom Hotel Ibis Darling Harbour.

 

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Koala im Wild Life Sydney Zoo.

 

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Helmkasuar im Wild Life Sydney Zoo.

 

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Wallaby im Wild Life Sydney Zoo.

 

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Aussicht vom Sydney Tower über die Wolkenkratzer der Innenstadt.

 

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Patrick und Susi auf dem Aussichtspylon der Sydney Harbour Brigde.

 

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Das Sydney Opera House.

 

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Röbi und Susi auf dem Aussichtspylon der Sydney Harbour Brigde.

 

 

 

Sonntag, 18. November 2012

Dubai - Basel

 

... ausser dass wir in Dubai wieder unserer Bier-an-der-Sushibar-Tradition frönen.

Endlich heben wir zum Weiterflug ab und landen nach sieben Stunden in Zürich. Jörg ist auch wieder da und bringt uns - sehr verdankenswert - wieder nach Hause.

Nur noch herumliegende Koffer, Wäsche und eine Fototasche zeugen sichtbar von unseren Ferien. Es kommt uns vor, als ob wir vor sehr, sehr langer Zeit abgereist seien. Jetzt ist Sonntagnachmittag und morgen beginnt - wenigstens für Röbi - wieder der Arbeitsalltag. Aber Dienstag müssen auch Patrick und Susi wieder 'ran.

 

 

 

 

 

Epilog

 

Auf Reisen wie dieser, in denen wir "weiterziehen, bevor wir angekommen sind", sind es manchmal Zufallsbegegnungen, die dafür sorgen, dass aus einem vielleicht nichtssagenden Ort eine unvergessliche Erinnerung wird.

Dank der viel zu kurzen gemeinsamen Momente - ohne ein davor oder danach - in denen wir die sympathische Nähe von Martin und Monika sowie Roland, Annette und ihren Kindern spüren durften, ist Ellis Beach nun für uns mehr als nur der Strand, an dem wir die Sonnenfinsternis - doch noch - gesehen haben.

 

 

 

Hinweis zum Copyright:

Die Rechte der Bilder und Texte auf dieser Webseite sind bei den Autoren Robert & Susanne Nufer, Therwil (Schweiz) und Patrick Gfeller, Sissach (Schweiz)